Vor 155 Jahren erschien die erste Nummer „Neue Bahnen. Organ des Allgemeinen deutschen Frauenvereins“
„Ein neues Jahr hat begonnen – und auch wir beginnen mit ihm ein neues Werk, ein Werk, das wir allen deutschen Frauen widmen, für das wir die Theilname Aller in Anspruch nehmen und bei dem uns die sichere Hoffnung leitet, daß viele die „neuen Bahnen“ freudig willkommen heißen und eben so freudig entschlossen sind sie mit uns zu wandeln.“
Mit diesen programmatischen Worten wurde in der ersten Nummer 1866 die Geburtsstunde einer Zeitung eingeleitet, die als Organ des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) sowohl das erste als auch über lange Jahre ein bestimmendes Blatt der organisierten bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland sein sollte. Gerade hatte sich anlässlich der in Leipzig stattfindenden Frauenkonferenz im Oktober 1865 mit dem ADF der erste überregionale Frauenverein Deutschlands gegründet und unter Leitung der Vorsitzenden Louise Otto-Peters (1819–1895), die auch zunächst mit Jenny Heynrichs (Jenny Hirsch, 1829–1902), ab Nummer 9 dann zusammen mit Auguste Schmidt (1833–1902) als Herausgeberin fungierte, erschien bereits im Januar 1866 das Sprachrohr des ADF. „Nicht die Sucht nach pikantem Unterhaltungsstoff“ sollte gestillt werden, vielmehr „…haben wir dies Blatt gegründet, damit wir die große Frage der neuen Frauenbewegung, ihre Berechtigung, ihrer Grundzüge, ihrer Bestrebungen und ihrer Resultate vor aller Augen offen darlegen, Irrthümer berichtigen, unklare Vorstellungen aufhellen und unsere Ansichten über die Stellung der Frauen, über ihre Rechte und Pflichten entwickeln können.“ Louise Otto-Peters standen reiche journalistische und redaktionelle Erfahrungen zur Verfügung. Mutig hatte sie bereits 1849 die „Frauen-Zeitung – Organ für die höheren weiblichen Interessen“ begründet, die nach unzähligen Schwierigkeiten schließlich 1853 auf Grund von Pressegesetzen in Sachsen und Preußen, welche den Frauen die Herausgabe einer Zeitung untersagten, eingestellt werden musste. Doch konnte sie wenigstens teilweise ihr seinerzeit aufgebautes Netzwerk ehemaliger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Korrespondierenden im Ausland reaktivieren. Und nicht nur Otto-Peters selbst, sondern auch ihre Mitherausgeberinnen waren „Frauen der Feder“ und wussten selbige gekonnt für ihr Anliegen einzusetzen.
Eine Frauen-Zeitung ohne Belletristik, Kochrezepte oder Modeberichte
Das Konzept der vierzehntäglich erscheinenden „Neuen Bahnen“ war wohlstrukturiert und wurde über viele Jahre fast unverändert beibehalten. Neben Artikeln finden sich die wiederkehrenden Rubriken „Blicke in die Runde“, „Briefe“ und der „Büchertisch“, ergänzt um Vereinsnachrichten, wenigen Inserate, einzelne Gedichte oder Sinnsprüche. Eine Nummer umfasste regelmäßig acht Seiten, auf Illustrationen wurde verzichtet. „Es war kühn, für Frauen eine Zeitschrift zu gründen, welche weder Belletristik, noch Kochrezepte und Modeberichte enthalten sollte“ resümierte Auguste Schmidt 1898. Trotzdem musste die Leserin natürlich „bei der Stange“ gehalten werden. Das gelang, in dem man einfühlsam und behutsam, aber unermüdlich versuchte, das Interesse der (bürgerlichen) Frau über den ihr gesellschaftlich zugedachten und rechtlosen Lebens- und Wirkungskreis im Haus zu heben. In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, einer Zeit der Restauration, fehlte der radikale, aufrüttelnde Ton, der noch im Revolutionsjahr 1849 der „Frauen-Zeitung“ eigen war und in Louises stolzer Losung „Dem Reich der Freiheit werbʾ ich Bürgerinnen“ gipfelte. Zunächst musste die Frau zur Selbst- und Eigenständigkeit gebracht werden und dieses konnte nur durch Bildung und Ermutigung im Kreise solidarischer Gleichgesinnter bewerkstelligt werden. Und es galt auch, die Trägheit vieler Frauen zu überwinden, die manchmal den Akteurinnen der Frauenbewegung fast größer erschien als der männliche Widerstand. Beiträge zur Mädchen- und Frauenbildung, zu einem geforderten Paradigmenwechsel in der Mädchenerziehung und zum „Recht der Frauen auf Erwerb“ standen im Mittelpunkt der „Neuen Bahnen“. Die Gründung des überregional agierenden ADF und des kurz zuvor gleichfalls in Leipzig gegründeten „Frauenbildungsvereins“ (FBV) wurden zur Initialzündung für die Entstehung vieler lokaler Frauenvereine in ganz Deutschland, die in den „Briefen“ an die Redaktion der „Neuen Bahnen“ über Schwierigkeiten und Erfolge berichteten. Ob aus Königsberg oder Lissa (heute Leśnica), Darmstadt, Bremen oder Berlin – überall bemühten sich Frauen um die Einrichtung von Sonntagsschulen für konfirmierte Mädchen, für die üblicherweise kein weiterführender Schulbesuch vorgesehen war, um die Gründung von Gewerbeschulen für junge Frauen und organisierten Bildungsabende, die sich auch an Frauen und Mädchen aus dem Arbeitermilieu richteten. Der FBV Leipzig unterrichtete die Leserinnen der „Neuen Bahnen“ detailliert über die vierzehntäglich stattfindenden „Abendunterhaltungen“, bei denen vor allem Auguste Schmidt, Henriette Goldschmidt und Louise Otto-Peters vielfältige Vorträge über Frauen in der Geschichte und zur Lage der Frauen in anderen Ländern und Völkern hielten, aber auch zu Literatur und Kunst informierten. Das musikalisch-deklamatorische Rahmenprogramm brachte neben Klassikern viele zeitgenössische Kompositionen zu Gehör.
Berichterstattung über Frauen, die sich auf "neue Bahnen" wagten
Die „Blicke in die Runde“ schweiften ins Weite, denn es wurden Neuigkeiten zur „Frauenfrage“ aus aller Welt mitgeteilt. Ein besonders anerkennendes Zeugnis erhielten dabei die amerikanischen Frauen, deren Eigenständigkeit in vielen Beiträgen vorbildhaft auch für die deutschen Frauen betont wurde. Akribisch wurden die Erfolge einzelner Frauen vermerkt, ob es sich nun um die erste Kapitänin, die erste Ärztin, eine Bildhauerin oder die erste Anwältin handelte. Arbeitskämpfe von Fabrikarbeiterinnen wurden begleitet. Jeder Zugang einzelner Frauen zum schwer erkämpften Universitätsstudium war erwähnenswert. Regelrecht gerungen wurde um einzelne Berufsfelder für Frauen, nur wenige waren zu dieser Zeit möglich. Neben dem (eingeschränkten) Lehrerinnenberuf waren dies vor allem Tätigkeiten im Post- und Telegraphendienst, der für Frauen zögerlich geöffnet wurde. Heutigen Leserinnen und Lesern wird nicht nur der lange steinige Weg zu Emanzipation, Abitur und Frauenstudium, freier Berufswahl und das kräftezehrende Ringen um zivile und staatsbürgerliche Rechte bewusst, sondern sie merken auch mit Staunen auf, wie viele unerschrockene Frauen sich entgegen aller Widerstände, Häme und Zeitgeist doch auf „neue Bahnen“ wagten und wie viele davon (bewusst) nicht tradiert wurden und so weder in der Geschichtsschreibung noch in der Erinnerungskultur einen gebührenden Platz fanden. So titelte beispielsweise erst am 14. Januar 2021 das Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Die Unsichtbaren: Warum gibt es so wenige Denkmäler für bedeutende Frauen?“
Erinnerungsorte für Frauen – Seit über 150 Jahren Forderung der Frauenbewegung
Für dieses Problem hatten natürlich schon die Redakteurinnen der „Neuen Bahnen“ vor über 150 Jahren ein Bewusstsein und gaben jeder (und so seltenen) Denkmaleinweihung für eine Frau gebührenden Raum. Ein besonders schönes Beispiel findet sich in Nr. 15/1869, wo in der Rubrik „Briefe“ über eine feierliche Gedenkveranstaltung für die Dichterin Božena Nĕmcová berichtet wurde, die am 6. Juni d. J. in Prag stattfand. Der dort ansässige „Amerikanische Damenklub“ hatte es sich zur Aufgabe gemacht, der tschechischen Nationalschriftstellerin (hierzulande bis heute u. a. bekannt durch den auf ihrer Vorlage beruhenden Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“) ein „sichtbares Denkmal“ zu setzen. Dazu wurde ein ganztägiges großes Fest organisiert, das „nicht der Beihilfe von Männern bedurfte“ und „so herzlich begangen“ wurde, „wie es nur von Frauen erwartet werden konnte“. Tatsächlich wirkten ausschließlich Frauen als Vortragende, Musizierende, Dirigierende mit – ein Novum in dieser Zeit – und mehrere Frauenchöre traten auf. Zur Enthüllung des Denkmals wurde die geistige Emanzipation Nĕmcovás gewürdigt, auf die sich der Damenklub ausdrücklich bezog. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass allein im Zeitraum 1866 bis 1895 über 400 Schriftstellerinnen, Journalistinnen und Übersetzerinnen in den „Neuen Bahnen“ Erwähnung fanden, sei es mit eigenen Beiträgen, Lebensbildern, Nachrufen oder Buchrezensionen in der Sparte „Büchertisch“.
Frauenbewegte Vernetzungs- und Bündnispolitik
Der Fokus der Herausgeberinnen blieb nicht eng auf die „Frauenfrage“ begrenzt. Immer wurde nach Verbündeten gesucht und stets wurde betont, dass die Hebung der gesellschaftlichen Stellung der Frau Anliegen aller fortschrittlichen Kräfte sein müsse und sich nur förderlich auf eine angestrebte humanistische Entwicklung der Gesellschaft auswirken könne. Es gab z. B. enge Zusammenarbeit mit Arbeiterbildungsvereinen, dem „Deutschen Lehrerverein“ (und dem u. a. von Auguste Schmidt 1890 mitbegründeten „Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein“), dem „Deutschen Schriftstellerverein“ und dem „Deutschen Philosophenverein“. Berichtet wurde über die Einrichtung der ersten Volkskindergärten und Volksküchen und über die Bedeutung sozialer Arbeit von Frauen. Ebenso beteiligten sich die Akteurinnen der bürgerlichen Frauenbewegung unter Federführung der Schweizerin Marie Goegg (1826–1899) an der 1867 in Genf gegründeten „Internationalen Friedens- und Freiheitsliga“. Deren Programm beschäftigte sich mit Fragen zum Erhalt eines dauerhaften Friedens, mit Überlegungen zur Gestaltung der Vereinigten Staaten Europas und der Bildung eines „Centralcomités der internationalen Frauenvereinigung“. Ausdrücklich wurden auch in den „Neuen Bahnen“ die Frauen eingeladen, sich an diesem Werk zu beteiligen.
Breitgefächerte Themengebiete der "Neuen Bahnen"
Goegg war außerdem eine leidenschaftliche Befürworterin des Frauenstimmrechts. Zu dieser Frage gab es unter den aktiven Frauen unterschiedliche Positionen, die ebenfalls in der Zeitung Erörterung fanden. Nicht nur bei dieser Thematik fällt beim Lesen angenehm auf, dass auf Polemik weitestgehend verzichtet wurde, vielmehr unterschiedliche Auffassungen unaufgeregt dargestellt und begründet wurden und auch die andersdenkende Seite stets mit Wertschätzung behandelt wurde.
Auch die Themen „Armut“ und „Migration“ finden sich. So wurde z. B. über alleinstehende Frauen berichtet, die Deutschland auf Grund mangelnder Möglichkeiten des Broterwerbs verließen, um sich in England, Amerika oder Australien meist als Gouvernante zu verdingen.
Für die Frauen, die bis dato mehr oder weniger nur illustrierte, biedere Familienjournale gewöhnt waren, stellten die „Neuen Bahnen“ sicherlich eine (Lese)-Herausforderung dar. Nur gelegentlich findet sich ein in einem Satz abgehandeltes „Kuriosum“, so z. B. in Nr. 18/1869 die Meldung, dass sich in Buffalo während einer Opernvorstellung von Gounods „Roméo und Juliette“, die Hauptakteurin, Miss Bailey, ihre Rolle „mit solchem Eifer spielte, daß sie sich den Dolch in die Brust stieß“. Das Thema „Mode“ tauchte ausschließlich in kritischer Auseinandersetzung auf. Zum Thema „Haushalt“ gab es keine Rezepte, stattdessen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus Naturwissenschaft und Technik, die für eine erleichterte Haushaltsführung sorgen sollten, wie z. B. die Einführung der Nähmaschine und ihrer ständigen Verbesserung, die nicht zuletzt auch den Bereich häuslicher Erwerbsmöglichkeiten erweiterte.
In den regelmäßig aufgenommenen knappen Reminiszenzen zum Kulturleben in Leipzig spiegelt sich vermutlich nicht zuletzt das besondere Interesse von Louise Otto-Peters wieder, die eine eifrige Musikliebhaberin und Theaterbesucherin war.
Die "Neuen Bahnen" als frühes Medium der Frauenbewegung und Quelle historischer Forschung
Es liegen bisher keine Angaben zur Auflagenhöhe der „Neuen Bahnen“ vor. Mehrfach wurde jedoch damit geworben, dass zumindest jeder lokale Frauenverein des ADF ein Abonnement abschließen sollte, welches für 52 Ausgaben einen Taler kostete. In den „Briefen“ wurde oft dankend angemerkt, wie hilfreich das Organ des ADF für die regionale Arbeit vor Ort war. In Zeiten wesentlich anderer und eingeschränkter Kommunikationsmöglichkeiten kann die Arbeit der nur selten wechselnden Herausgeberinnen, die auf insgesamt fast 55 Jahre unermüdliche Tätigkeit verweisen konnten, nicht hoch genug geschätzt werden. Zur Kontinuität der Arbeit trug sicherlich auch bei, dass nicht nur Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt ihren Lebens- und Wirkungskreis in Leipzig hatten, sondern die „Neuen Bahnen“ von 1866 bis 1906 auch bei einem Leipziger Verlag (Moritz Schäfer) erschienen, was redaktionelle Wege möglichst kurz hielt.
Für die heutige (Frauen)geschichtsforschung stellen die „Neuen Bahnen“ einen reichhaltigen Fundus dar und bieten wichtiges und längst noch nicht ausgeschöpftes quellenkundliches Material zur Geschichte der Frauen- und mit ihr verknüpften sozialen Bewegungen, zu Frauenbiographien, aber auch zu Kunst und Literatur sowie Alltags- und Industriekultur. Ein reger Gebrauch ist zu wünschen!
Kerstin Kollecker
(Februar 2021)
Zum Weiterlesen/verwendete Literatur/Quellen:
- „An die Leserinnen“, in: „Neue Bahnen“, Nr. 1/1866, Leipzig 1866, S.1.
- „Einladung zum Abonnement“, in: „Neue Bahnen“, Nr. 24/1866, Leipzig 1866, S. 192.
- Jahrgänge 1866 bis 1869 der “Neue Bahnen“, hier insbesondere Nr. 15/1869 und Nr. 18/1869.
- Otto, Louise, Das Recht der Frauen auf Erwerb. Blicke auf das Frauenleben der Gegenwart, Hamburg 1866.
- Schötz, Susanne und Berger, Beate (Hrsg.), Frauen in der Geschichte Leipzigs: 150 Jahre Allgemeiner Deutscher Frauenverein (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Leipzig), Leipzig 2019.
- Franzke, Astrid, Auguste Schmidt (1833-1902) - ein Leben für Frauenbildung und Frauenrechte, in: Ludwig, Johanna/Nagelschmidt, Ilse/Schötz, Susanne (Hrsg.): Leben ist Streben. Das erste Auguste-Schmidt-Buch. Reden, Vorträge und Dokumente der Ehrungen zum 100. Todestag der Pädagogin, Publizistin und Frauenrechtlerin Auguste Schmidt am 10./11. Juni 2002 in Leipzig. Leipzig 2003. S. 52.
- https://www.rnd.de/panorama/die-unsichtbaren-warum-gibt-es-so-weniger-denkmaler-fur-bedeutende-frauen-TWXEZ74HTJBRL7X5PNIAO5W4RU.html (Stand: 10.02.2021).
- Kollecker, Kerstin: “Pseudonym? – Unter ʼner Maske? Und vor Spott geschützt?“ Schriftstellerinnen in den „Neuen Bahnen“, in: Louise Otto-Peters und ihre litarischen Netzwerke. Berichte vom 22. Louise-Otto-Peters-Tag 2014, hrsg. im Auftrag der LOPG e. V. Leipzig von Gerlinde Kämmerer und Sandra Berndt, LOUISEum 36, Leipzig 2015.
Ergänzende Anmerkungen:
Die Herausgeberinnen waren:
- Louise Otto-Peters; Jenny Hirsch [1/1866 – 8/1895]
- Louise Otto-Peters; Auguste Schmidt [9/1866 – 6/1895]
- Auguste Schmidt [7/1895 – 11/1902]
- Henriette Goldschmidt [12/1902 – 13/1902]
- Elsbeth Krukenberg [14/1902 – 24/1906]
- Vorstand des ADF [ab 1/1907]
Die Autorin und die "Neuen Bahnen"
Kerstin Kollecker ist Dipl.-Museologin (FH), langjähriges Mitglied der LOPG und Autorin auf dem Gebiet der Frauengeschichtsforschung. Seit Januar 2019 digitalisiert und erschließt sie in Zusammenarbeit mit der LOPG und dem Digitalen Deutschen Frauenarchiv in einem ehrenamtlichen Langzeitprojekt die „Neuen Bahnen“ auf Artikelebene mit Personennamen, Schlagworten und Inhaltsangabe. Im META-Katalog können sich Nutzer*innen durch den Kontextbaum klicken bzw. die Zeitschrift durchsuchen.
Kommentare
Danke für die sehr fundierte und interessante Darstellung zur ADF-Zeitschrift „Neue Bahnen“, die hoffentlich viele Geschichtsinteressierte erreicht und anregt, die Möglichkeiten des LOP-Archivs zu nutzen.
Die „Neuen Bahnen“ waren ein Novum, aber auch eine Notwendigkeit in ihrer Zeit, was allein das erfolgreiche Erscheinen über fünf Jahrzehnte belegt.
Wahrscheinlich können nicht viele Zeitschriften direkte Wirkungen bis in einzelne Lebenskreise hinein nachweisen. Immer wieder berührend ist für mich, dass Anna Kuhnow, die spätere erste approbierte Ärztin Leipzigs, in den „Neuen Bahnen“ über den Stipendienfonds des ADF für das Frauenstudium las, der dann dazu beitrug, ihr Medizinstudium in Zürich zu ermöglichen. Oder dass die ostpreußische Gutsfrau Elisabet Böhm, spätere Begründerin der landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine, als Abonnentin der „Neuen Bahnen“ darin über Vereine zur Selbstorganisation und Selbsthilfe von Frauen lesen konnte.
Und über Frauengeschichte hinaus sind die „Neuen Bahnen“ auch eine reiche, noch weitgehend unentdeckte Fundgrube für Recherchen zur Regionalkunde, zur Verlagsgeschichte, Musikwissenschaft, Kunst und Kultur speziell im Leipzig des 19. Jahrhunderts.