Lykke Aresin - geb. Lykke Bauer; (Prof. Dr. med. habil.)
2. März 1921 (Bernburg) - 7. November 2011 (Leipzig)
Die richtige Antwort ist A). Schon seit Bestehen der DDR setzte sich Lykke Aresin mit ihrem Wirken als Wissenschaftlerin, Sexualtherapeutin und Autorin für die Abschaffung des Paragraphen 175 ein. 1968 wurde dann zunächst der Paragraph 175 durch den Paragraphen 151 ersetzt. Das bedeutete, dass gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Erwachsenen legalisiert wurde, allerdings es für Minderjährige immer noch strafbar blieb. Am 30. Juni 1889 wurde dann auch der Paragraph 151 gestrichen und somit gleichgeschlechtliche Liebe endgültig legalisiert. Die jahrelange Vorarbeit von Lykke Aresin auf gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene, ihr stetiges Einsetzen für mehr Toleranz gegenüber Sexualität waren wichtig, um die Legalisierung von Homosexualität in der DDR rechtlich durchzusetzen.
Ausschnitt aus dem Schüler:innen-Aufsatz zu Lykke Aresin (Gesamter Text als PDF):
„Dadurch, dass Lykke Aresin im Sinne einer gleichen Gesellschaft über Sexualität aufklärte, trug sie zur Entfernung falscher Vorstellungen von Sex, aber auch sexistischen, homo- und transphoben Stereotypen sowie veralteten Rollenbildern bei. Da sie sich besonders für Selbstbestimmung einsetzte, ist ihr Handeln im historischen Kontext auch als emanzipatorisch zu verstehen. Denn der Kampf gegen gesellschaftliche Werte, welche die Unterdrückung der Frau sowie die Unterdrückung von nicht heterosexuellen Menschen normalisieren, ist natürlich als ein Kampf zu sehen, der sowohl für die Befreiung der Abhängigkeit vom Mann, als auch für die Gleichstellung aller Menschen steht. Zudem könnte man auch sagen, dass ihr Handeln nicht nur zur Emanzipation beitrug, sondern auch der DDR ein wenig "half", ihrem sozialistischen Anspruch gerecht zu werden, denn öffentliche Diskriminierung von Homosexuellen und Transsexuellen ist sicherlich ist nicht vereinbar mit dem Anspruch einer von Gleichheit und Freiheit geprägten Gesellschaft.“
Literatur, Quellen, Links:
- Lykke Aresin in den Leipziger Frauenporträts
- Universität Leipzig: Gedenktafel für international anerkannte Medizinerin Lykke Aresin
- Gesellschaft für Sexualwissenschaften über Lykke Aresin
- Raulien, Angelika: Interview zum 80. Geburtstag von Prof. Lykke Aresin; Leipziger Volkszeitung, 02.03.2001
- Baldzuhn, Clemens: Lektion in der Gleichstellung - Lykke Aresin revolutionierte die Sexualwissenschaften. 12-2021
- Aresin, Lykke / Müller-Hegemann, Anneliese (Hrsg.): Jugend zu Zweit
- Aresin, Lykke (1967): Sprechstunde des Vertrauens Fragen der Sexual-, Ehe- und Familienberatung von Prof. Dr. med. Lykke Aresin. Rudolstadt: Greifenverlag.
- Aresin, Lykke / Friedrich, Walter / Starke, Kurt (1984): Liebe und Sexualität bis 30. Berlin: Dt. Verl. d. Wiss.
Biografische Eckdaten
- Am 2. März 1921 wird Lykke Bauer in Bernburg geboren. Nach ihrem Medizinstudium und der Habilitation 1958 arbeitet sie als Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie sowie als Oberärztin.
- Ab 1969 erhält sie eine Professur mit Lehrauftrag für Neurologie und Psychiatrie an der Karl-Marx-Universität Leipzig und wird ein Jahr später Leiterin der Ehe- und Sexualberatungsstelle an der Universitätsklinik.
- Mit ihrer „Sprechstunde des Vertrauens“ klärt sie auf über Ehe, Sexualität und Familienplanung. Ihre in den 70ern herausgegebenen Jugendlexika „Jugend zu zweit“ und „Junge Ehe“ sind Bestseller.
- 1976 ist sie Mitverfasserin der Verfügung mit Gesetzescharakter zur Behandlung und Betreuung von Transsexuellen in der DDR.
- 1988 wird sie zum Mitglied der Kommission für Sexologie beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen.
- Gemeinsam mit Dr. med. Erwin Günther und Prof. Dr. sc. pol. Kurt Starke setzt sie sich für die Streichung des sogenannten „Schwulenparagraphen“ (§151) ein, der am 30. Juni 1989 gestrichen wird. Damit endet in der DDR die Kriminalisierung von Homosexuellen.
- 1990 ist sie Mitbegründerin von Pro Familia Sachsen e.V. und deren Vorsitzende bis 1998.
- 1990 gründet sie eine der ersten Beratungsstellen für Transsexuelle in der DDR.
- Lykke Aresin stirbt am 7. November 2011 in Leipzig.