Elsa Asenijeff - Elsa Maria Nestoroff (geb. Packeny)
03. Januar 1867 (Wien) - 05. April 1941 (Bräunsdorf)
Die richtige Antwort ist B). Die Schriftstellerin Elsa Asenijeff war über viele Jahre hinweg die Partnerin von dem Künstler Max Klinger. Klinger und Asenijeff verband zwar eine tiefe Beziehung, wie ihr Briefwechsel bezeugte und auch eine gemeinsame Tochter, heiraten wollte Klinger sie allerdings nie. Er versprach ihr allerdings die finanzielle Unterstützung. Dies bedeutete für Asenijeff eine unsichere finanzielle Lage. Nach seinem Tod 1920 hatte sie somit keinerlei Ansprüche auf seinen Nachlass, obwohl sie maßgeblich an seinem künstlerischen Schaffen beteiligt war. Sie geriet in eine finanziell prekäre Lage und konnte ausstehende Rechnungen nicht begleichen. Nachdem es mit einem Gerichtsvollzieher bei einer Pfändung zu Handgemenge kam, wurde sie am 29.08.1923 in die Nervenheilanstalt der Universität Leipzig mit der Diagnose der “Krankhaften Queruliersucht” eingewiesen. Das Querulantentum beschreibt Menschen, die trotz geringer Erfolgsaussichten vor Gericht auf ihr Recht pochen und somit in der Gesellschaft als negativ auffallend wahrgenommen werden.
Ausschnitt aus dem Schüler:innen-Aufsatz zu Elsa Asenijeff (Gesamter Text als PDF):
“Während ihrer Studienzeit lernte sie Max Klinger kennen und fing an, erste Werke zu veröffentlichen wie: Ist das die Liebe? (1896) oder Aufruhr der Weiber und das Dritte Geschlecht (1898). Zudem kritisierte sie in mehreren Briefen an Universitätsprofessoren, dass Frauen auch die Möglichkeit bekommen sollten, zu studieren. Nicht nur durch ihre höhere Bildung, wich sie vom Rollenbild ab, sondern auch durch ihre Beziehungen und Kinder. Zwar heiratete sie 1890 den Bulgaren Ivan Nestoroff und lebte auch einige Jahre mit ihm in Bulgarien, doch zeugt ihr Umzug, der auch ihr Wegzug von ihrem Ehemann bedeute, von einem Lebensweg entgegen des Stereotyps der Hausfrau. Auch wuchs ihr zweiter Sohn Heraklit nicht bei ihr auf. 1891 gebar sie ihren ersten Sohn Asen, der aber schon kurze Zeit verstarb. Sein Name ist die Inspiration für ihren Künstlernamen Asenijeff. 1897/98 lernte sie schließlich Max Klinger kennen, woraufhin sie sich 1900 von Nestoroff scheiden ließ.
Mit Klinger reiste sie durch Europa, knüpfte Kontakte zu anderen bedeutenden Künstler:innen aus Musik, bildender Kunst und Literatur. Das Paar bekam eine Tochter Desiree Ottima Klinger (1900), welche wie Asenijeffs Sohn im Ausland, in Paris aufwuchs, da Klinger das außereheliche Kind lieber in der Ferne sah. In dieser Zeit von 1898-1914 entstanden die meisten ihrer Werke. Sie stand im stetigen Kontakt mit heute noch bedeutenden Literaten wie Kurt Pinthus und Walter Hasenclever. Der „Neuer Leipziger Parnass“, der 1912 von Pinthus herausgegebene Gedichtsband, ist Zeugnis dafür, dass ihre Texte mit den sie den literarischen Expressionismus in Leipzig begründeten. Ihre anschließenden expressionistischen Werke wie "Die neue Scheherazade" (1913) und "Hohelied an den Ungenannten. Lyrischer Roman" (1914) hätten in die Literaturgeschichte eingehen müssen. So bekam sie von zeitgenössischen Schriftsteller:innen hohe Anerkennung, zum Beispiel von einer gewissen Else Lasker-Schüler, die ihre Werke, wie in mehreren Briefen belegt, bewunderte. Im Gegensatz dazu, wird sie jedoch heute eher als ein Modell von Klinger und seine Begleiterin auf Reisen wahrgenommen. Und in diesem Gegensatz entstanden Gerüchte und Unwahrheiten über ihre Person.”
Literatur, Quellen, Links:
Biografische Infos
- Leipziger Frauenporträts
- Artikel in der LIZ
- Max Klinger & Elsa Asenijeff auf Youtube
Informationen zum “Querulantentum”
Biografische Eckdaten
- Am 3. Januar 1867 in Wien als Elsa Maria Packeny geboren.
- Sie besuchte von 1873 bis 1887 unterschiedliche Schulen und schloss ihren Bildungsweg schließlich mit einem Reifezeugnis einer Privat-Lehrerinnenbildungsanstalt ab.
- Am 12. Juni 1890 heiratet sie den bulgarischen Ingenieur Ivan Dimitrov Nestoroff aus finanziellen Gründen. Sie bekommen gemeinsam die zwei Söhne Asen und Heraklit, wobei der erste kurz nach der Geburt starb. Sein Name ist die Inspiration für den Künstlerinnamen “Asenijeff”.
- 1895 zieht sie alleine nach Leipzig, um dort als Gasthöhrerin an Vorlesungen der Universität Leipzig teilzunehmen. Ihr Status als Ausländerin verschafft ihr den Zugang zur Universität, die es eigentlich bis 1906 Frauen verwehrte, sich regulär zu immatrikulieren.
- 1896 veröffentlichte sie ihr erstes Werk “Ist das die Liebe?” im Wilhelm Friedrich Verlag - mit dieser Veröffentlichung nahm sie auch ihren Künsterlinnamen ‘Asenijeff’ an.
- 1897/98 Elsa Asenijeff lernt den Künstler, Bildhauer Max Klinger kennen und die beiden gehen eine langjährige Beziehung ein, in der die Tochter Desirée Ottima Klinger 1900 geboren wird. Auch wenn sich Asenijeff im gleichen Jahr von ihrem Ehemann Nestoroff schied, fand eine Eheschließung zwischen ihr und Klinger nie statt, da er es vehement ablehnte.
- Zwischen (1896-1914) veröffentlichte sie viele Werke. Sie gilt heute neben Walter Hasenclever und Kurt Pinthus als Mitbegründerin des literarischen Expressionismus in Leipzig.
- 1920 stirb Max Klinger schwerkrank. Kurz vor seinem Tod heiratet er unter undurchsichtigen Umständen sein Modell Gertrud Bock, die sein Erbe erhält. Elsa Asenijeff und Desirée Klinger haben keinerlei Anspruch darauf. Sie findet sich mittellos ohne Unterstützung in Leipzig in einer finanziell prekären Lage wieder.
- 1921 wird sie ohne Anhörung juristisch entmündigt, nachdem es bei einer Pfändung zu einem Handgemenge mit einem Gerichtsvollzieher kam. Ihr wird das Querulantentum vorgeworfen.
- Veröffentlichtung von ihrem expressionistischen Gedichtband “Aufschrei“ (1922).
- 1923 wird sie gegen ihren Willen in die Nervenheilanstalt der Universität Leipzig zwangseingewiesen. Auch wenn keine wirkliche ärztliche Diagnose vorlag, im Gegenteil gibt es heute sogar noch ein ärztliches Dokument, das ihre psychische Gesundheit bestätigte, kommt sie bis an ihr Lebensende nicht mehr in die Freiheit.
- Am 5. April 1941 unter ungeklärten Umständen in der Anstalt in Bräunsdorf bei Freiberg in Sachsen gestorben.
- Posthume Veröffentlichung ihres zweiten expressionistischen Gedichtsbands „Bilanz der Moderne“ (1990), wofür einige der Gedichte in ihrer Zeit in den geschlossenen Anstalten entstanden sein müssen.