LOUISEum 3: Schloß und Fabrik. Roman von Louise Otto-Peters
Otto, Louise: Schloß und Fabrik. Roman von Louise Otto-Peters. Erste vollständige Ausgabe des 1846 zensierten Romans. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Johanna Ludwig. Leipzig 1996. 364 S. LOUISEum 3.
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Kurzer Inhalt:
Die ungewöhnliche Geschichte zweier außergewöhnlicher Frauen: Vor dem Hintergrund des Vormärz und der Industrialisierung kämpfen die Arbeitertochter Pauline und die junge Gräfin Elisabeth gemeinsam für die Rechte der Frauen und Arbeiter in ihrer Stadt.
Klappentext:
Die Handlung beginnt in einer deutschen Residenzstadt, Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Grafentochter Elisabeth und die Fabrikantentochter Pauline freunden sich in einem Mädchenpensionat an und entdecken, dass sie Nachbarskinder sind. Der verarmende Graf hatte Teile seines Grundbesitzes an den aufstrebenden Tuchfabrikanten verkaufen müssen. Die Gegensätze zwischen beiden Elternhäusern der Fabrik und dem Schloss behindern ihre Freundschaft.
Beide Mädchen, von ihrem im humanistischen Sinne aufgeklärten Lehrer zu Menschenliebe und Mildtätigkeit erzogen, müssen sich aber mit einer noch schlimmeren Realität auseinandersetzen. Mit der unvorstellbaren Not der Arbeiter in der Fabriksiedlung, mit Hunger und Elend, Rohheit und Verwahrlosung, mit Kinderarbeit und Ausschluss von jeglicher Bildung.
Die Konflikte spitzen sich weiter zu, bis der angestaute Unmut jener Ausgebeuteten und Unglücklichen sich letztlich gewaltsam Bahn bricht.
„Schloß und Fabrik“ gehört zu den ersten deutschsprachigen Romanen über den vierten Stand und ist von Dickens‘scher Realitätsnähe und gesellschaftskritischer Rigorosität geprägt. Frühsozialistische Utopien der Vormärzzeit werden ausführlich reflektiert. Dabei liest sich die Romanhandlung geschmeidig ganz im blumenreichen Stil des 19. Jahrhunderts.
Ein erstaunliches literarisches Zeitdokument, das 150 Jahre nach seinem Erscheinen erstmals in der unzensierten Originalfassung vorliegt.
Textauszug
Die einst zensierten Stellen werden am Rand durch eine gestrichelte Linie kenntlich gemacht.
Siehe auch:
LOUISEum 4: „Mit den Muth’gen will ich’s halten“. Zur 150-jährigen aufregenden Geschichte des Romans „Schloß und Fabrik“ von Louise Otto-Peters. Mit der 1994 wiederaufgefundenen vollständigen Zensurakte. Hrsg. von Johanna Ludwig u. Hannelore Rothenburg. Sax-Verlag: Beucha 1996. 48 S. LOUISEum 4.
Literaturwissenschaftliche Betrachtungen und Rezensionen:
- Vukovic-Reif, Mirjana: Erzählen über das Elend. Armut in der Literatur von Autorinnen des Vormärz, 2019 (OpenSource: Genderopen.de)
- Eine ausführliche Besprechung auch auf dem Blog von Antje Schrupp
- Rezension auf Goodreads.com