Revolution des Sports - Emanzipation des weiblichen Körpers

 

Inspiriert wurde jeder unserer drei Bausteine für das fem/pulse Vorhaben 2023/24 von einer Frau aus unserem Projekt 2022. Das Thema Sport hat Fanny Goetz (1864 – 1947) an uns herangetragen. Sie entwickelte in der Zeit des Kaiserreiches eine Turnerinnen-Kleidung ohne Korsett, die es Mädchen und Frauen ermöglichen sollte, freier zu turnen und damit ihren Körper zu bewegen, fit und gesund zu halten. Damit revolutionierte sie den Bereich Sport für Mädchen und Frauen ihrer Zeit und leistete einen großen Beitrag zur körperlichen Emanzipation von Frauen um 1900. Und diese Veränderung war nur der Anfang.

Wir wollen zum Thema Frauen im Sport in Sachsen historisch forschen und in einer Wanderausstellungden langen Kampf und die Errungenschaften von Frauen im Sport nachzeichnen. Es sollen historische Etappen und aktuelle Kontroversen (von Fanny Goetz, Louise Otto-Peters und dem Allgemeinen Deutschen Frauenverein (ADF) über Olympia, Sportlerinnen und Akteurinnen in sächsischen Sportvereinen in der Geschichte bis heute, Sportkleidung/Sexismus, Ungleichheit in Förderung und Bezahlung von Profisportler:innen, Bedeutung des Sports für die Emanzipation der Frau) aufgezeigt werden. 

Es war ein langer Weg von mutigen und aktivistischen Frauen, bis sie an Wettkämpfen teilnehmen und ohne Korsett oder lange Röcke turnen durften. Dass Sport unpolitisch sei, wurde oft wiederholt und noch häufiger widerlegt. Sport ist nicht unpolitisch, sondern ein Spiegel der Gesellschaft. Und so lässt sich am Zustand des Sports auch viel über den Status Quo der Gleichstellung von Männern und Frauen ablesen – und zwar von Fanny Goetz bis heute. Volleyballerinnen müssen Strafen zahlen für ihre zu langen Turnhosen1, Sportlerinnen werden schlechter bezahlt, sind mit Sexismus konfrontiert, Frauensport läuft weniger im Fernsehen, Public Viewing bei der Frauenfußball-WM war schwer zu finden und auf der Funktionär:innenebene ist von Parität noch wenig zu erkennen. Das prägt Strukturen und perpetuiert einen männlichen Blick und Zugang zum Thema Sport. Hier gilt es im Sinne der Gleichstellung auch im Sport zu intervenieren! 

Sachsen ist ein Sportland – aber auch hier sind die Frauen im Sport (real und medial) unterrepräsentiert. Forschungsergebnisse hierzu hat Dr. Petra Tzschoppe von der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Uni Leipzig, die wir dankenswerterweise für unsere Projektidee begeistern konnten, schon in zahlreichen Publikationen veröffentlicht2. Auch der Landessportbund – den wir als Projektunterstützer ebenso gewinnen konnten - kann in Statistiken belegen, dass nicht nur auf Funktionär:innen-Ebene Geschlechtergerechtigkeit noch ein Entwicklungsfeld ist, sondern auch auf Vereinsebene im aktiven Sport Frauen spätestens mit dem Erwachsenwerden in die Unterzahl geraten. Die Gründe dafür sind zahlreich, wir wollen unseren Teil dazu beitragen, das zu ändern. 

Sport findet überall statt, Ausstellungen weniger. Deshalb soll unsere Ausstellung eine mobile Wanderausstellung sein und in verschiedenen sächsischen Orten temporär aufgestellt und bei Bedarf inhaltlich von uns begleitet werden. Auch nach 2024 kann und soll diese Wanderausstellung sachsenweit ausleihbar sein. 


1Die norwegische Beachvolleyball-Frauenmannschaft musste wegen zu langen Hosen 2021 empfindliche Geldstrafen bezahlen (Link);

Die Turnerin Sarah Voss wagte es beim EM-Auftakt 2021 in Basel mit Ganzkörper-Anzug zu turnen (seit 2009 erlaubt) und erregte damit großes Aufsehen (Link)

Zu Sexismus im Sport: (Hier und hier)

2 Publikationen von Dr. Petra Tzschoppe