Der Tag der Frauenarchive 2023
- Viel los im Louise-Otto-Peters-Archiv!
Seit 1988 öffnen viele Frauen- und Lesbenarchive in Deutschland am Tag der Frauenarchive ihre Türen für alle Interessierten. Dafür wurde sich der 11. Mai ausgesucht, der Geburtstag der Anfang 1988 verstorbenen Lyrikerin Rose Ausländer. Das Louise-Otto-Peters-Archiv beteiligte sich 2023 das zweite Mal daran und die Mitarbeiterinnen hatten sich im Vorfeld verschiedene Angebote überlegt.
Auf Grund einer erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit (danke auch an den Kreuzer Leipzig) kamen zahlreiche Menschen durch die offene Tür des Archivs - Nachbar:innen, die seit 30 Jahren um die Ecke wohnen und bisher nichts vom Frauenarchiv in ihrer Gegend wussten, Student:innen und Interessierte, die die Gelegenheit nutzen sich zu informieren, was man bei uns im Archiv finden und forschen kann aber auch Mitglieder und Freund:innen des Vereins, die sich auf das Programm freuten.
Am Vormittag wurden gemeinsam zwei Texte von Louise Otto gelesen: zuerst “Adresse eines Mädchens”, ein früher Text von 1848, in dem sich die Autorin in einem offenen Brief an den Minister Oberländer wendet, um auf die Missstände der arbeitenden Frauen hinzuweisen und sehr explizit frauenpolitische Forderungen stellt, nicht gewöhnlich zu dieser Zeit, sondern durchaus mutig und forsch. Der zweite Text war “Weibliche Freundschaften” aus dem Jahr 1890, in dem Louise Otto sich im Rückblick auf ihre eigenen Erfahrungen mit der Bedeutung des und Fragen rund um dieses Thema auseinandersetzt. Es entstand eine angeregte Diskussion über die Bedeutung von Freundinnenschaften, Lesbischer Liebe in der Geschichte sowie Begrifflichkeiten und deren Wandel.
Archiv Präsentation mit Barbara Kunze
Danach folgte mit der Archiv-Präsentation von Barbara Kunze ein echtes Highlight des Tages. Frau Kunze, die das Archiv maßgeblich aufgebaut hat und in jahrelanger Arbeit an der Erschließung der Quellen des Archivs beteiligt war, ist eine ausgesprochene Expertin - des Archivbestandes, der Vereinsgeschichte und natürlich Louise Otto Peters´. Nach ihren einführenden Worten gab es die Möglichkeit, mit ihr in den Austausch zu kommen, was rege genutzt wurde und sich zum intergenerationellen Dialog auswuchs.
Gerda Lerner Input mit Nane Pleger
In diesem Sinne schloss sich der Input von Nane Pleger aus dem fem/pulse Team der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft an. Sie führte ein in das spannende und inspirierende Leben und Werk von Gerda Lerner, der Pionierin der Frauengeschichtsforschung in den USA, aber auch darüber hinaus. Ihr zentrales, frühes Werk “Die Entstehung des Patriarchats” von 1986 wurde, nachdem es lange vergriffen war, endlich neu aufgelegt im Jahr 2022 und ist natürlich auch im Archiv ausleihbar. Es kam danach zu einem regen Austausch, es wurden Parallelen zwischen dem Denken Louise Otto-Peters und Gerda Lerners gezogen und über die Notwendigkeit, die Anliegen und das Andenken Beider lebendig zu halten und weiterzutragen, diskutiert.
Darüber hinaus gab es viele Gewinner:innen bei der kostenlosen Tombola, neue Bekanntschaften und eine Atmosphäre der Verbundenheit und der gemeinsamen Ziele aller Anwesenden. Das hat nicht nur Spaß gemacht, sondern auch gut getan und hoffentlich dazu geführt, dass sich noch mehr herum spricht, dass sich im Haus des Buches ein kleines aber sehr feines Frauenarchiv freut, wenn Menschen kommen und die Schätze nutzen, die hier liegen.
Wir freuen uns jedenfalls auf nächstes Jahr am 11. Mai!