Louise-Otto-Peters-Gesellschaft

(Eingetragener Verein  -  Gemeinnützigkeit anerkannt)

c/o Johanna Ludwig Fritz-Siemon-Straße 26/011  04347 Leipzig  Tel./Fax: 0341/2314371

Konto-Nr.: 11 40 10 99 08 bei Sparkasse Leipzig   BLZ 860 555 92

                                

 

 

Leipzig, August 2007

Liebe Angehörige unserer Gesellschaft,

sehr geehrte Sympathisantinnen und Sympathisanten,

im März dieses Jahres tauchte das Angebot eines bayerischen Antiquariats mit bisher unbekannten Autographen von Louise Otto-Peters auf, darunter Teile ihrer unvollendeten, nicht veröffentlichten Erinnerungen und weitere Niederschriften. Der stattliche Preis von 8200 Euro machte es erforderlich, schnellstens nach Spenderinnen und Spendern zu suchen, da unsere Gesellschaft über keine für den Erwerb des außerordentlich bedeutsamen Kulturgutes erforderlichen finanziellen Mittel verfügt. Inzwischen sind wir im Besitz der Schriftstücke und verwahren sie in einem Depositum beim Stadtarchiv Leipzig.

An der Spendenaktion beteiligten sich bis jetzt entsprechend ihren Möglichkeiten fast 100 Mitglieder bzw. SympathisantInnen mit kleineren und größeren Beträgen. Diese Resonanz auf die Bitte, den Ankauf der Autographen zu ermöglichen, hat uns außerordentlich berührt. Haben Sie alle dafür ganz herzlichen Dank! Darin steckt sicherlich auch die Anerkennung der seit fast 15 Jahren in der Gesellschaft geleisteten ehrenamtlichen Arbeit zur Bewahrung und Verbreitung des Gedankengutes einer der bedeutendsten Frauen des 19. Jahrhunderts. Ohne Geld geht ja bei bestem Willen nichts, vor allem wenn ein unumgänglicher Umzug des Archivs bevorsteht und bei dieser Gelegenheit auch die  Computertechnik ein wenig "aufgemotzt" werden muss.

Nicht so ergebnisreich waren hingegen Bemühungen bei Stiftungen und anderen Geldgebern. Lediglich die Bürgerstiftung Leipzig überwies einen ansehnlichen Betrag. Von zahlreichen anderen kamen Absagen, weil der Erwerb von Autographen nicht zu ihrem Förderprogramm gehört.

Bei den erworbenen handschriftlichen Manuskripten handelt es sich auch um jene, auf die sich Auguste Schmidt und Hugo Rösch in ihrem 1898 veröffentlichten kleinen Buch "Louise Otto-Peters, die Dichterin und Vorkämpferin für Frauenrecht" stützten. Sie entstanden nach Louises 70. Geburtstag und brechen mit Schilderungen aus dem Jahre 1849 ab.

Neben den drei "Erinnerungen" (insgesamt 277 Seiten) gehört zu unserem Schatz auch Louises 26seitiges Manuskript "Aus den ersten Assisen zu Dresden. Zur Charakterisierung von Vergangenem und Gegenwärtigem". Darin beschäftigt sie sich mit einem Prozess vom November 1849, in dem ominöse Ereignisse aus den Jahren 1831 und 1832 aufgerollt wurden. Rechtsbewußtsein spielte für die Juristentochter lebenslang eine wichtige Rolle. Das dokumentieren nicht zuletzt ihre frühen Veröffentlichungen in Robert Blums "Sächsischen Vaterlands-Blättern" aus den Jahren 1843/44, die zur Grundlage der innigen Freundschaft mit dem "Visionär, Demokrat, Revolutionär" wurde, dessen Geburtstag sich dieses Jahr zum 200. Mal jährt und dem unter diesem Titel eine Ausstellung des Bundesarchivs gewidmet ist. Mit dieser gelangte das Bild unserer Louise im Juni für 3 Wochen in den Deutschen Bundestag, von niemandem zu übersehen, der diese Schau im Paul-Löbe-Haus besichtigte. Gelegenheit dazu besteht übrigens vom 19. September bis 11. November auch im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig. Leipzigerinnen und Leipziger begegneten Louise, Robert Blum und anderen übrigens schon diesen Sommer in einem Stück von Robert Laux im Schillerhaus-Theater (Louises Auftritt war ihrer eigenen Schilderung in der "Frauen-Zeitung" vom 25. Mai 1850 nachempfunden). Auch bei der Gedenkveranstaltung für Robert Blum am 10. November im Albert-Schäfer-Haus in Karben-Petterweil wird es einen Vortrag über "Robert Blum und Louise Otto-Peters" geben.

Doch nun zu dem, was in nächster Zeit bei uns vor Ort geschieht.

Unser "Sommerausflug" führt am Dienstag, dem 28. August, ins Leipziger Stadtarchiv, Torgauer Straße 76 (Haltestelle der Straßenbahnlinien 3 und 13), wo ab 14.00 Uhr dessen Direktorin, Frau Dr. Beate Berger, Einblick in ihre Schätze und auch in das Depositum der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft gewährt. Da die Teilnehmerzahl beschränkt ist, bitten wir um baldige Voranmeldung – spätestens bis 22. August – im LOP-Archiv (0341/9607599) oder bei Dr. Heide Steer (Tel. 0341/ 6889344). Anschließend wollen wir im "Treibhaus" am nahen Torgauer Platz bei einer Tasse Kaffee noch ein bisschen plauschen.

Am 12. September stehen Louise und ihr Mann August in Annaberg-Buchholz im Mittelpunkt einer Lesung aus Briefen und Texten, die 18.00 Uhr im Senioren- und Pflegezentrum, Haus "Louise Otto-Peters" (Ortsteil Frohnau,, Louise-Otto-Peters-Straße 7), beginnt.

Das Netzwerk "Miss Marples Schwestern – Historische Spurensuche nach Frauen vor Ort" veranstaltet am Sonnabend, dem 22. September, den ersten bundesweiten Aktionstag u. a. mit Frauenstadtrundgängen. Unsere Gesellschaft ist Mitglied im Netzwerk der Frauengeschichtsforscherinnen und beteiligt sich mit einem Louise-Otto-Peters-Spaziergang, der am genannten Tag 14.00 Uhr am Lapidarium Alter Johannisfriedhof (Eingang Prager Straße) beginnt.

Und schließlich sei an den 15. Louise-Otto-Peters-Tag erinnert, der unter dem Motto "Frauen erfahren – Frauen bewahren" am 16. und 17. November im Leipziger Heinrich-Budde-Haus stattfindet. Das detaillierte Programm stellen wir Mitte September auf unsere Internet-Seite bzw. verschicken es auf Wunsch.

Die Herausgeberinnen und Autorinnen des neuen Louise-Otto-Peters-Jahrbuchs hoffen sehr, dass auch seine zweite Ausgabe auf gute Resonanz stößt und zur Vertiefung der Kenntnisse über unsere Namensgeberin beiträgt. An Mühe hat es nicht gefehlt.

Abschließend noch die Information über die Wahl des neuen Vorstandes der 120 Mitglieder zählenden Louise-Otto-Peters-Gesellschaft auf der Jahresversammlung am 29. Mai in Leipzig: Dem einstimmig gewählten Vorstand gehören an: Johanna Ludwig (1. Vorsitzende), Dr. Heide Steer (2. Vorsitzende), Sabine Petschauer (Schatzmeisterin), Gerlinde Kämmerer, Prof. Dr. Godula Kosack, Barbara Kunze, Heide Laib, Hannelore Rothenburg und Prof. Dr. Susanne Schötz. Auf eigenen Wunsch schieden aus dem Vorstand Dr. Ilona Henker und Dr. Ingrid Müller aus. Aus beruflichen Gründen kandidierte Prof. Dr. Susanne Schötz nicht mehr als Stellvertreterin. Insgesamt wurde auf der Jahresversammlung eine positive Einschätzung unserer vielfältigen ehrenamtlichen Arbeit getroffen sowie festgelegt, dass wir unsere Kräfte auf die oben genannten Projekte und auf die Publikationen konzentrieren und erst nach dem bedauerlicherweise ins Haus stehenden Umzug des Louise-Otto-Peters-Archivs weitere unserer gut angenommenen "Abendunterhaltungen" organisieren. Bei dieser Gelegenheit sei noch vermerkt, dass sowohl die Tagung "Clara Zetkin als Frauenpolitikerin" Ende Juni an der Leipziger Universität als auch die Lesung aus Texten über Clara Zetkin in der Leipziger Stadtbibliothek zu deren 150. Geburtstag am 5. Juli auf gutes Interesse stießen. Die Geburtstagsfeier in ihrem Geburtsort Wiederau bei Burgstädt, bei der im Museum Alte Dorfschule eine Ausstellung mit vielen Dokumenten über die bedeutende Frau eröffnet wurde, versammelte mehr als 200 Gäste aus nah und fern.

Für alle, die gern voraus planen, sei schon darauf aufmerksam gemacht, dass sich im nächsten Jahr der Geburtstag von Auguste Schmidt zum 175. Mal jährt. Doch darüber zu einem späteren Zeitpunkt mehr. Jetzt aber verabschiede ich mich erst einmal mit sommerlichen Grüßen und einer Empfehlung Louises aus dem Jahre 1885: "Höre niemals auf zu streben, / Das allein ist wahres Leben, / Das erhält nur ewig jung, / Streben nach Vervollkommnung."  

Ihre Johanna Ludwig