Louise-Otto-Peters-Gesellschaft (Eingetragener Verein - Gemeinnützigkeit anerkannt) c/o Johanna Ludwig Fritz-Siemon-Straße 26/011 04347 Leipzig Tel./Fax: O341/2314371 Konto-Nr.: 11 40 10 99 08 bei Sparkasse Leipzig. BLZ: 860 555 92, Leipzig, September 2003
Liebe Angehörige unserer Gesellschaft, sehr geehrte Sympathisantinnen und Sympathisanten,
diesen Sommer hat uns in Leipzig Louises Freundin Auguste Schmidt in Schwung gehalten. Am 3. August, ihrem 170. Geburtstag, wurde "nachgeholt", was vorm Jahr zum 100. Todestag noch nicht stattfinden konnte: Am Haus Lortzingstr. 5 wurde eine 14 Meter lange Inschrift eingeweiht (die längste übrigens, die in der Messestadt existiert). Sie erinnert daran, daß sich hier Anfang der 1860er Jahre das erste Leipziger Domizil der Pädagogin, Publizistin und Frauenrechtlerin befand. An dem glutheißen Sonntagvormittag waren zur "Enthüllung" über 50 Frauen und Männer anwesend, darunter die Leiterin des Leipziger Kulturamtes und die Gleichstellungsbeauftragten des Regierungspräsidiums und der Stadt Leipzig. Ebenso gut war die Matinee mit der Präsentation des ersten Auguste-Schmidt-Buches im Naturkundemuseum besucht. Erfreut konnten wir zuvor auf dem Lapidarium des Alten Johannisfriedhofs die Erneuerung fehlender Buchstaben am Grabdenkmal Auguste Schmidts zur Kenntnis nehmen. Durch mehrere Presseveröffentlichungen, Fernseh- und Rundfunkbeiträge waren wir mit diesem "Event" fast Leipziger Tagesthema "im Sommerloch".
In den zurückliegenden Monaten folgten wir mehreren Einladungen außerhalb Leipzigs, so im April nach Kassel zur Gedenkveranstaltung anläßlich des 100. Todestages von Malwida von Meysenbug. Die kleine Reisegruppe begab sich dort auch auf Louises Spuren im Habichtswald und am Herkules (Louise hat von ihrer ersten großen Reise im Sommer 1845 in den "Politischen Reisebriefen" berichtet). Aber auch im Norden, an der Universität Bremen und beim Treffen von "Miß Marples Schwestern" in Oldenburg, bestand im Juni Gelegenheit, über Louise zu sprechen. In Leipzig nahmen wir am FrauenSommerSpezial teil und unterstützten insbesondere die Forderung nach zumutbaren Arbeitsplätzen für Frauen. Bei der Präsentation Leipziger Vereine in den Promenaden des Leipziger Hauptbahnhofs konnte wiederum ein anderer Personenkreis von uns Kenntnis nehmen. Und dieser Tage bestand die Möglichkeit, etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am "Frühstück" des Tourismusvereins nahe zu bringen, weshalb Leipzig die Stadt ist, in der die Wiege der deutschen Frauenbewegung stand. Es würde ja für den Anfang schon reichen, wenn die Leipzig-Touristen darüber wenigstens einen Satz hören... Das soll wohl bis jetzt nicht oft so sein. Übrigens, Louise war auch beim großen Umzug zum Tag der Sachsen in Sebnitz mit von der Partie. Einige derer, die "vor Ort" selbstlos für die Interessen unserer Gesellschaft wirken, trafen sich im August nach den vielen Anstrengungen in Tradition des Frauenbildungsvereins zu einer schönen Sommerwanderung nach dem heutigen Leipziger Stadtteil Leutzsch, bei der wir unter Bäumen sitzend uns an einigen Textstellen aus Louises "Genius der Natur" erfreuten. Darin sagt sie unter anderem, daß es Bücher gibt, die man nur im Freien lesen kann - die ihrigen dürften weitgehend dazu zu rechnen sein.
Damit möchte ich zu unserer neuesten Publikation überleiten, der Dokumentation vom 10. Louise- Otto-Peters-Tag "Erfahrungen und Erfahrenes. Was uns die Beschäftigung mit der Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters und anderen emanzipierten Frauen brachte und bringt". Sie kann von uns bezogen werden (Preis: 10 Euro). Das betrifft auch die CD mit dem Mitschnitt der Festveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen unserer Gesellschaft am 26. März dieses Jahres (Preis: 12 Euro).
Zur Zeit bereiten wir den 11. Louise-Otto-Peters-Tag vor. Er findet dieses Jahr vom 21. bis 23. November zum Themenschwerpunkt "Wege und WeggefährtInnen von Louise Otto-Peters" statt. Das vorläufige Programm finden Sie auf unserer Webseite "www.louiseottopeters-gesellschaft.de". Auf Wunsch verschicken wir die Einladung.
Bis Ende September kann in den Geschäftsräumen der Rosa-Luxemburg-Stiftung Leipzig, Harkortstraße 10, unsere Ausstellung "Mit den Muth'gen will ich's halten" angesehen werden. Im Januar nächsten Jahres wird sie dann im Stadthaus zu Darmstadt zu finden sein. Auch bei der am 24./25. Oktober 2003 vom Referat Gleichstellung von Frau und Mann der Stadt Leipzig veranstalteten Konferenz "Lebens- und Karrierewege von Künstlerinnen" wird ein Vortrag über Louise zu hören sein.
Schon jetzt möchte ich auf die Gedenktagung anläßlich des 200. Geburtstages von George Sand aufmerksam machen - als Gemeinschaftsveranstaltung mit der Gleichstellungsbeauftragten der Uni und dem Europahaus Leipzig. Sie soll am 23./24. April 2004 in Leipzig stattfinden. Einzelheiten werden im nächsten Rundbrief bzw. in Kürze im Internet mitgeteilt.
Wie im Vereinsleben üblich, gibt es auch bei uns kleinere oder größere Ärgerlichkeiten. Eine betrifft die im April 2001 beschlossene Erhöhung unseres Mitgliedsbeitrages von 1 DM auf 1 Euro. Wegen eines Verfahrensfehlers muß der Beschluß nach über 2 Jahren auf der nächsten Mitgliederversammlung am 29. September satzungsgemäß wiederholt werden. Deshalb erhalten die Mitglieder unserer Gesellschaft mit diesem Brief dazu eine Einladung. Frau lernt eben nicht aus. Das bezieht sich übrigens auch auf den Umgang mit dem Arbeitsamt, das unseren Antrag auf eine ABM-Stelle für eine Historikerin abgelehnt hat, desgleichen unseren Widerspruch. Dieser Vorgang dauerte "bloß" 5 Monate! Also eine erneute Kraftanstrengung. Was tun wir nicht alles für Louise.
Manchmal wird frau ja auch "entschädigt", z. B. durch die unerwartete Mitteilung, daß wir die erste Gedichtesammlung Louises aus dem Jahre 1847, "Lieder eines deutschen Mädchens", aus Freiburg i.B. geschenkt erhalten oder durch die Zusendung von Büchern, in denen sich Texte von Louise befinden wie in Florence Hervès Buch "Elsass. Frauengeschichten - Frauengesichter" ("Beginen" aus dem 1872 erschienen Roman "Die Stiftsherren von Strassburg" und das Gedicht: "Johannisnacht im Münster zu Straßburg"). Auch in "PhilosophinnenSprüche" von Barbara Brüning befindet sich ein Vierzeiler von Louise, die zu Philosophenkongressen eingeladen worden war und auf einem sogar sprach. In der Nachauflage werden dann ihr Vorname richtig geschrieben sein und alle biographischen Angaben stimmen. Es ist ein Jammer, daß selbst in den großen Lexika noch immer eingeschliffene Fehler kursieren. Wer hat Lust und Zeit, sich für deren Beseitigung einzusetzen? Freilich, es fehlt noch immer eine zuverlässige Publikation über unsere Namenspatronin.
Umso mehr ist zu bedauern, daß z. B. das Forschungsprojekt von Dr. Susanne Schötz und Dr. Irina Hundt nicht fortgeführt und deshalb keine Publikation abgeschlossen werden kann. Kein Geld dafür von der Thyssen-Stiftung. Das ist eben auch eine Philosophie. Freilich, es geht bloß darum, daß Frauen ihre eigene Geschichte erforschen und ihre Vorkämpferinnen bekannt machen. Wir hoffen weiter, daß wir bald wieder unser Louise-Otto-Peters-Archiv regelmäßig öffnen können, gegenwärtig ist das nicht voll gewährleistet, da eben eine ABM-Kraft nicht zur Verfügung steht, was sich hoffentlich bald ändern wird.
Es bleibt dabei, wie Louise 1849 im Programm ihrer "Frauen-Zeitung" schrieb: "Mitten in den großen Umwälzungen, in denen wir uns alle befinden, werden sich die Frauen vergessen sehen, wenn sie selbst an sich zu denken vergessen!"
In diesem Sinne nachsommerliche Grüße
Ihre Johanna Ludwig