Louise-Otto-Peters-Gesellschaft (Eingetragener Verein - Gemeinnützigkeit anerkannt) c/o Johanna Ludwig Fritz-Siemon-Straße 26/011 04347 Leipzig Tel./Fax: O341/2314371 Konto-Nr.: 11 40 10 99 08 bei Sparkasse Leipzig. BLZ: 860 555 92, Leipzig, Juli 2002
Liebe Angehörige unserer Gesellschaft, sehr geehrte Sympathisantinnen und Sympathisanten,
heute als Erstes die Information über unsere erfolgreiche Jahresversammlung am 18. Juni, bei der die Berichte bestätigt wurden und auch der Vorstand in seiner bisherigen Zusammensetzung einmütig das Vertrauen erhielt. Dem vorausgegangen war am 10./11. Juni das Auguste-Schmidt-Gedenken anläßlich des 100. Todestages der engsten Mitstreiterin Louises und ersten Vorsitzenden des Bundes deutscher Frauenvereine. Die Vorbereitung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit den Gleichstellungsbeauftragten der Stadt und der Universität Leipzig. Rechtzeitig fertig geworden war das von Jutta Damm-Fiedler gestaltete Plakat der Pä- dagogin, Frauenrechtlerin und Publizistin. Erfreulicherweise konnten auch Nachfahren von Auguste Schmidts Verwandten aus Stuttgart, Dresden und Glücksburg begrüßt werden. Der Leipziger Stadtrat beschloß, bis zum 170. Geburtstag von Auguste Schmidt am 3. August 2003 in der Grassistraße, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbrachte, eine Gedenktafel anzubringen. Hervorzuheben ist die gut besuchte Abendveranstaltung der Stadt Leipzig, bei der Inge v. Bönninghausen den Festvortrag hielt und unsere Gesellschaft ein "Grußwort" beisteuerte. Eine besondere Überraschung brachte die wissenschaftliche Tagung an der Uni, auf der von zwei bisher unbekannten Gemälden Augustes berichtet wurde, eines gemalt von ihrer Schwester Anna. Dieses befindet sich in Glücksburg, das andere im Leipziger Stadtgeschichtlichen Museum. Im letzteren tauchten nun sogar noch zwei Gipsbüsten auf, geschaffen vom Leipziger Bildhauer Adolf Lehnert. Eine davon wurde unserer Gesellschaft als Dauerleihgabe angeboten (wir brauchen dafür nur noch den geeigneten Raum - unser Kampf um ein Haus aus dem Hinrichsen-Erbe, worauf ich heute nicht weiter eingehen möchte, hat also ein weiteres Ziel!). Die Büsten und das Bild, die dem 1902 von Leipziger Bürgern und Vereinen gegründeten, aber in den 30er Jahren in Not geratenen Auguste-Schmidt-Haus-Verein gehörten, waren im November 1943 noch kurz vor der vollständigen Zerstörung des "Hauses" durch Bomben von einer Frau Stahl dem Stadtgeschichtlichen Museum übergeben worden. Wie oft haben wir an verschiedenen Orten nach dieser Büste und der von Louise Otto-Peters gefragt! Wir haben nun Aufwind und "schnüffeln" fröhlich weiter. Vielleicht steckt unser Drang, zu finden und zu bewahren, an. Immerhin werden ab und an in Antiquariaten auch mal Bücher von Louise im Original angeboten, wie jetzt "Frauenleben im deutschen Reich" aus dem Jahre 1876, das wir für unser Archiv erwerben konnten. (Davon gibt es übrigens seit 1997 in der BEAS Edition GmbH, Lage, einen von Ruth Bleckwenn herausgegebenen Reprint). Natürlich geht es uns auch weiterhin in erster Linie darum, das Gedankengut von Louise Otto-Peters und ihren Mitstreiterinnen in der deutschen Frauenbewegung zu verbreiten und dafür neue Kreise zu interessieren. Umso bedauerlicher, daß sich durch widrige Umstände der Louise-Otto-Peters-Verein in Meißen aufgelöst hat. Ein höchst erfreuliches Ereignis war deshalb für uns, daß in Markranstädt bei Leipzig jetzt erstmals in Deutschland ein Gymnasium den Namen "Louise Otto-Peters" erhielt. (Seit über 30 Jahren trägt das hauswirtschaftliche Schulzentrum Hockenheim/ Wiesloch ihren Namen.) Die Initiative in Markranstädt ging von Gymnasiastinnen aus, die vor über vier Jahren bei der Beschäftigung mit Louise Otto-Peters im Rahmen eines Projektes des Geschichtsunterrichts sich für die Fauenrechtlerin begeisterten und das nach und nach auf Lehrerkollegium sowie MitschülerInnen zu übertragen vermochten. Jetzt war die Mehrheit dafür, diesen Namen zu tragen! Nachdem Mark-ranstädts Bürgermeister Martin Schmeling bei der Namensverleihung aus der "Adresse eines Mädchens" die Forderung Louises vom Mai 1848 "Vergessen Sie bei der Organisation der Arbeit die Frauen nicht!" zitiert hatte, unterstrich Schulleiter Werner Heuer: "Wir liegen mit Louise genau richtig". Und gleich noch etwas Erfreuliches: In Leipzig wird es in Kürze entsprechend dem Stadtratsbeschluß vom Januar 2001 eine "Louise-Otto-Peters-Allee" geben. Zwar muß die Staatsstraße 1 im Norden der Stadt erst noch gebaut werden, da es sich aber um einen Autobahnzubringer handelt, dürfte das doch realistisch sein. (Natürlich wäre uns eine Straße "am Ort des Geschehens" im Leipziger Osten lieber gewesen, aber da hatte Ludwig Erhard den Vorrang). Zu unseren nächsten Vorhaben: Am Mittwoch, dem 7. August, führt Interessierte die bereits angekündigte Fahrt "auf Louises Spuren" nach Freiberg/Sa. und Oederan. Treffpunkt: 9.30 Uhr im Reisezentrum Ostseite des Leipziger Hauptbahnhofs, Abfahrt 10.00 Uhr nach Dresden, und von dort in die alte Bergstadt Freiberg, wo wir 12.50 Uhr eintreffen. (Fahrtkosten je 5 Euro.) Wir bitten um kurze telefonische oder schriftliche Anmeldung bis 5. August. Im September/Oktober zeigen wir in den Räumen des Bürgervereins Leipzig-Ost, Inselstr. 26, unsere Louise-Otto-Peters-Ausstellung und die Auguste-Schmidt-Tafeln. Am 5. September erfolgt die Eröffnung und am 17. Oktober ist ein frauenpolitischer Stammtisch geplant (jeweils 18.00 Uhr). Danach wandert die Ausstellung ins Rathaus Großenhain/Sa., wo Louises "Frauen-Zeitung" von 1849 bis 1850 erschien (Eröffnung am 29. Oktober). Die ursprünglich für Mai vorgesehene Olympe-de-Gouges-Veranstaltung, u. a. mit einem Vortrag von Hannelore Schröder, Amsterdam, und Lesung aus den Texten der Verkünderin der "Rechte der Frau und Bürgerin" (1792), findet nun am Sonntag, dem 6. Oktober, 16.00 Uhr, im Leipziger Heinrich-Budde-Haus statt. Dorthin laden wir traditionsgemäß auch zum 10. Louise-Otto-Peters-Tag ein, diesmal vom 22. -24. November. U. a. wird der bekannte Krause-Forscher Prof. Siegfried Wollgast aus Dresden über Louises "philosophische Quelle" sprechen. Das Programm stellen wir Ende August ins Internet , die Einladung verschicken wir rechtzeitig an Interessierte (bitte voranmelden). Übrigens arbeitet seit Mai Frau Luise Wilsdorf, vielen durch ihre Mitwirkung an mehreren Veranstaltungen unserer Gesellschaft gut bekannt, auf ABM-Basis bei uns als Projektekoordinatorin - ihr obliegt auch die Betreuung des Louise-Otto-Peters-Archivs (Tel./Fax: 0341/9607599). Ich ende heute mit Louises Schluß des "Frauenlebens": "Verschieden theilt der Schöpfer seine Gaben Doch was der Mensch erreichen will und kann Das kommt ihm zu - sei er ein Weib, ein Mann."
Herzliche Grüße Ihre Johanna Ludwig